Sexualfunktion | Erektionsstörungen, Libidomangel

Erektile Dysfunktion führt zu Rückzugs- und Vermeidungstendenzen mit Störungen, die von psychisch-psychosomatischen Beschwerden bis zu sozialen und beruflichen Schwierigkeiten führen können.

Die Erektile Dysfunktion wird definiert als die anhaltende Unfähigkeit, eine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zu erreichen und zu halten.  Diese Erkrankung steht in enger Beziehung zur körperlichen und psychosozialen Gesundheit und hat einen bedeutsamen Einfluss auf die Lebensqualität des Betroffenen und der Partnerin/des Partners.  Das Selbstwertgefühl des Mannes ist in hohem Mass an Potenz gekoppelt.

Erektile Dysfunktion führt zu Rückzugs- und Vermeidungstendenzen mit Störungen, die von psychisch-psychosomatischen Beschwerden bis zu sozialen und beruflichen Schwierigkeiten führen können.   Von der erektilen Dysfunktion sind andere sexuelle Störungen wie Mangel an sexueller Lust (Libidostörung) oder Störungen des Samenergusses (Ejakulationsstörungen) zu unterscheiden.

Ursachen für Erektile Dysfunktion

Die Häufigkeit der erektilen Dysfunktion nimmt mit dem Alter zu. Man schätzt, dass die Impotenz ca. 20-25% der Männer im Alter von 65 Jahren betrifft. In den meisten Fällen ist eine körperliche Ursache vorhanden, wie Nebenwirkungen von Medikamenten, organische Krankheiten oder Störungen der Blutzirkulation, welche die Blutzufuhr in den Penis beeinträchtigen. Häufigster Grund für die Impotenz sind Schäden an den kleinen Arterien, die bei Zuckerkrankheit, Arteriosklerose oder Nikotinmissbrauch häufig sind. Diese letztgenannten Krankheiten sind in 60-70% als Ursache verantwortlich.

Auch operative Eingriffe können Ursache der erektilen Dysfunktion sein. So ist die Impotenz nach Prostatakrebsbehandlung leider vielfach in Kauf zu nehmen. Blutdruckmedikamente, Mittel gegen Allergien und Depressionen, Beruhigungsmittel und Medikamente mit Einfluss auf den Hormonhaushalt können ebenso zur Impotenz führen.

Neben diesen organischen Ursachen für die Impotenz kommen jedoch auch psychische Ursachen wie Stress,  Schuldgefühle, sowie Angst vor dem sexuellen Versagen in Frage.  Diese psychischen Faktoren spielen vielfach bei jungen gesunden Männern und bei Partnerwechsel eine Rolle.

Vor der Behandlungsplanung ist es sehr sinnvoll, die Ursache der erektilen Störung abzuklären. Die Abklärung umfasst vor allem eine genaue Sexualanamnese (genaue Befragung des Patienten), eine eingehende körperliche allgemeine Untersuchung sowie die Bestimmung von hormonellen Blutwerten und die Kontrolle der Leber- und Nierenfunktion. In vielen Fällen ist eine Abklärung durch einen Herzspezialisten ratsam. Erektionsstörungen können erstes Anzeichen einer allgemeinen Blutgefässerkrankung sein und eines erhöhten Herzinfarktrisikos. In diesem Zusammenhang wird der Penis als „Wünschelrute des Herzens“ bezeichnet.

Behandlung der Erektilen Dysfunktion

Die Erektionsstörung ist in vielen Fällen nicht als isoliertes Symptom anzusehen, sondern oftmals eingebettet in eine komplexere psychosoziale oder partnerschaftliche Problematik. Eine Sexualtherapie, oft unter Miteinbezug des Partners, hat daher einen wichtigen Platz in der Behandlung einer erektilen Dysfunktion.

In der Regel werden von Männern jedoch rasch zum Ziel führende Ansätze bevorzugt.  So sind seit dem Altertum mechanische Hilfsmittel bekannt. Penisringe hemmen den venösen Rückfluss aus dem Schwellkörper und verstärken so die Erektion. Verschiedenartige Modelle sind in den einschlägigen Sexshops und via Internet in grosser Auswahl erhältlich. Man unterscheidet einfache Ringe, welche die Basis des Schwellkörpers umschliessen, von grösseren, welche über Penisschaft und Skrotum gezogen werden. Von grösster Wichtigkeit ist jedoch, dass die Ringe aus elastischem Material gefertigt sind oder über ein Schloss zur Öffnung verfügen.  Im anderen Fall droht ein Priapismus, eine äusserst schmerzhafte Dauererektion), die eine Notfallsituation darstellt. Penisringe finden auch Einsatz in Kombination mit einer Vakuumerektionshilfe. Diese Pumpe erzeugt Unterdruck in einem dem Penis übergestülpten Kolben, sodass die Schwellkörper passiv mit Blut gefüllt werden und eine Erektion resultiert.

Medikamente

Seit über zehn Jahren stehen mehrere sehr wirksame Substanzen zur Verfügung, deren Sicherheit inzwischen gut etabliert ist: Sildenafil (ViagraR), Vardenafil (LevitraR, VivanzaR), Tadenafil (CialisR) und Avanafil (SpedraR). Allein eine Kombination mit gewissen Herzmitteln (Nitratmedikamente) ist wegen unvorhersehbarer Blutdruckabfälle gefährlich.

Aufgrund der individuellen Eigenschaften der Substanzen hinsichtlich mittlerer Wirkdauer, Wirkstärke, unerwünschter Begleitwirkungen und Resorptionseigenschaften können diese Mittel unter Beachtung der Sicherheitshinweise getestet werden. Nur so hat der Patient die Chance, das für ihn und sein Sexualverhalten optimale Medikament und die entsprechende Dosis herauszufinden.

Schwellkörperautoinjektionstherapie (SKAT)

Die Selbstinjektion von Prostaglandin E1 (PgE1) in die Penisschwellkörper ist eine hoch wirksame Behandlungsform bei schwerer Erektionsstörung. In der Regel werden 10 bis 20μg der Wirksubstanz in 0,5 bis 1 ml Kochsalzlösung gemischt und mit einer sehr dünnen Spritze appliziert. Komplikationen, wie Priapismus (schmerzhafte Dauererektion) oder eine Fibrose (Vernarbung des Schwellkörpers), sind beim Einsatz des Medikaments PgE1 sehr selten.

Schwellkörperimplantate

Im Zeitalter wirksamer Medikamente geraten oft jene Patienten in Vergessenheit, bei denen die oben aufgeführten Behandlungen versagen. Schwellkörperimplantate haben jedoch mit Raten von 70-87% die höchste Zufriedenheit aller Behandlungsformen und sind daher für diese Patienten als ausgezeichnete Option anzusehen. Ich wende dabei ausschliesslich hydraulische Drei-Komponenten-Systeme an. Sie bestehen aus zwei Silikonzylindern, welche bedarfsweise über eine im Hodensack platzierte Pumpe mit Wasser aus einem im Unterbauch versteckten Reservoir gefüllt werden.

Die Implantation birgt selbstverständlich die üblichen Risiken einer Operation (Blutung, Infektion, Narbenbildung). Zudem können Funktionsfehler zu einem späteren Zeitpunkt auftreten, was zu erneuten Operationen zwingt. Sorgfältige chirurgische Technik und entsprechende Antibioseprophylaxe reduziert die Infektionsrate allerdings auf unter 5%.