Männliche Unfruchtbarkeit, Kinderwunsch

Die Beratung zu Fruchtbarkeit und Familienplanung ist für uns als Urologen eine zentrale Aufgabe.

Wir verstehen uns als Partner des Frauenarztes bei der Abklärung und Behandlung des ungewollt kinderlosen Paares. In etwa der Hälfte der Fälle findet sich eine der Ursachen für die Unfruchtbarkeit beim Mann. Die urologische Untersuchung beinhaltet in der Regel eine Hormonanalyse im Blut, eine Spermauntersuchung und einen Hodenultraschall.

Häufigstes operatives Behandlungsverfahren bei der männlichen Unfruchtbarkeit ist die Operation bei Hodenkrampfadern, der sog. Varikozele testis. Weitere Operationen sind die mikrochirurgische Refertilisierung und die Hodenbiopsie.

Varikozele

Die Varikozele ist die häufigste zu behandelnde Ursache der Unfruchtbarkeit beim Mann.  Es handelt sich dabei um Krampfadern entlang des Samenstrangs und des Nebenhodens, die meist linksseitig auftreten.  Ursache sind defekte Venenklappen in der abführenden Vene, der Vena testicularis. Die Varicocele kommt bei 35% der Männer mit Unfruchtbarkeit vor.  Durch eine operative Beseitigung der Varikozele lassen sich in Einzelfällen sowohl die Qualität der Spermien als auch die Schwangerschaftsrate positiv beeinflussen.

Beim Heranwachsenden ist die Varikozele von besonderer Bedeutung, da sie das Hodenwachstum und die Hodenreifung beeinträchtigen kann. Stellt man bei der Untersuchung eine Wachstumsstörung des Hodens der betroffenen Seite fest, wird die Behandlung der Varicocele empfohlen.

Behandlung der Varicocele

Die operativen Methoden sind vielfältig. Methode der Wahl ist bei uns die laparoskopische Durchtrennung der erweiterten Vena testicularis im hinteren Bauchraum.  In bestimmten Fällen kommt die mikrochirurgische Technik zum Einsatz, bei der die Venen des Krampfadergeflechts isoliert und einzeln durchtrennt werden.

Weitere Informationen:  Binder J, Bräutigam R, Bentas W. Pelvines Stauungssyndrom beim Mann – die Varicocele testis.  Phlebologie 04/2012, 143-145.

Hodenbiopsie

Bereits wenige Spermienzellen des Mannes sind ausreichend, um unter Einsatz moderner reproduktionsmedizinischer Methoden eine Eizelle zu befruchten.  Bei Männern, in deren Samensekret keine lebendigen Spermien mehr vorhanden sind, können diese für die Befruchtung erforderlichen Spermienzellen aus dem Hodengewebe gewonnen werden.

Der Urologe führt in diesem Fall die Hodenbiopsie im Rahmen eines ambulanten operativen Eingriffs durch.  Diese Hodengewebsentnahme ermöglicht die mikroskopische Untersuchung des Keimzellgewebes auf Spermien und die Kryokonservierung der nachgewiesenen Spermienzellen zur späteren Befruchtung.

Refertilisierungsoperation

Lebenssituationen ändern sich. Unvorhergesehen besteht wieder Kinderwunsch, obwohl man meinte, dieses wichtige Kapitel abgeschlossen zu haben. Die Fruchtbarkeit kann durch eine mikrochirurgische Operationstechnik wiederhergestellt werden, bei der die unterbundenen Samenleiterenden mit Hilfe des Operationsmikroskops mit feinster Naht wiedervereinigt werden. Diese Operation wird Vasovasoneostomie genannt und von uns ambulant angeboten.   Die Erfolgsrate dieser Korrekturoperation ist höher, je geringer der zeitliche Abstand zur Unterbindungsoperation war. Sie beträgt bei acht Jahren Abstand immerhin noch etwa 50 Prozent.