Die meisten Nierenerkrankungen sind entzündlich bedingt, oft begünstigt durch angeborene Fehlanlagen. Missbildungen des Harntraktes sind die häufigsten angeborenen Fehlbildungen. An Nieren und Nierenbecken können auch bösartige Erkrankungen auftreten.
Als Pyelonephritis bezeichnet man die Entzündung des Nierenbeckens mit Beteiligung des Nierengewebes, welche akut oder chronisch, mit oder ohne Harnabflussstörung auftreten kann. Die akute Pyelonephritis ist eine schwere eitrige Entzündung, die häufiger bei Frauen als bei Männern vorkommt. Bei Kindern stellt die Nierenentzündung 2-5% aller Erkrankungen dar.
Die klassischen Symptome der Nierenentzündung sind Flankenschmerzen, begleitet von Fieber, Schüttelfrost und ausgeprägtem Krankheitsgefühl. Die Nierengegend ist klopfschmerzhaft und der Urintest zeigt meist weisse Blutkörperchen und Bakterien. Meist geht eine Blasenentzündung voraus mit häufigem Harndrang und Schmerzen beim Wasserlösen.
Die Nierenentzündung wird durch eine Abflussstörung der Harnwege begünstigt. Harntransportstörungen können verschiedenste Ursachen haben, wie Fehlbildungen und Steine. Bei Kindern ist häufig ein fehlender Ventilmechanismus im Bereich der Einmündung der Harnleiter in die Blase Ursache der Nierenentzündung (sog. vesikorenaler Reflux).
Die Behandlung der akuten Nierenentzündung besteht in der Antibiotikagabe über zehn bis 14 Tage. Sprechen die Medikamente nicht innerhalb von ein bis zwei Tagen an, muss an komplizierende Ursachen gedacht werden, die dann eventuell durch eine gezielte Intervention behoben werden müssen. Beispiele sind ein Harnleiterstein, der den Abfluss des eitrigen Urins behindert, oder abgekapselte Entzündungsherde in der Niere (Nierenabszesse), welche durch eine Drainage abgeleitet werden müssen. Eine unzureichend behandelte akute Nierenentzündung kann schwerwiegende Folgen haben, wie Blutvergiftung oder chronische Entzündung mit einem schleichenden Nierenfunktionsverlust.
Missbildungen des Harntraktes sind die häufigsten angeborenen Fehlbildungen und kommen bei ca. 3-4% aller Neugeborenen vor. Viele dieser Nierenfehlbildungen werden erst im Laufe des Lebens entdeckt, da vorher keine Beschwerden auftreten.
Die angeborene Nierenbeckenabgangsenge (kongenitale pyeloureterale Dysplasie) ist ein Beispiel. Dabei ist der Harnleiterabgang am Nierenbecken verengt. Dieses führt zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Erweiterung des Nierenbeckens, die an sich oft noch keine Beschwerden verursacht.
Eine Nierenbeckenentzündung, Nierensteine oder übermässige Flüssigkeitszufuhr kann jedoch heftige Schmerzen im Nierenlager auslösen. Die Behandlung dieser Fehlbildung ist durch unsere modernen Operationsmethoden schonend. Die Soforttherapie durch Einlage einer Harnleiterschiene lindert die Beschwerden rasch. Die spätere Korrekturoperation wird Nierenbeckenplastik genannt und sollte heute mit Hilfe des DaVinci-Operationssystems laparoskopisch, d.h. in Schlüssellochtechnik durchgeführt werden.
Nierentumoren machen nur 2-3% aller bösartigen Tumoren aus. Von allen Nierentumoren ist das Nierenzellkarzinom mit fast 90 Prozent das häufigste. Die modernen Diagnoseverfahren wie Ultraschall und Computertomographie haben dazu geführt, dass immer häufiger kleine heilbare Tumore gefunden werden. Früher hat erst die Blutbeimengung zum Urin, der tastbare Tumor im Bauch sowie der Flankenschmerz zum Entdecken eines Nierentumors geführt. In diesen Fällen handelte es sich praktisch immer um ein weit fortgeschrittenes grosses Nierenkarzinom.
Die Behandlung des Nierentumors ist die komplette chirurgische Entfernung. Je nach Grösse und Lokalisation des Tumors kommen die minimal-invasiven Operationsmethoden (Laparoskopie, DaVinci-Operation) zum Einsatz. Wir haben gelernt, Nierentumoren meist unter Belassen der gesunden Restniere mit einem kleinen Sicherheitsabstand herauszuschälen. Solange die Tumoren klein sind, ist die Prognose ausgezeichnet mit einer Heilungsrate von 95% und mehr. Operierte Patienten sollten jedoch regelmässig nachkontrolliert werden, da ein Wiederauftreten in der operierten Niere, aber auch in der Niere der Gegenseite gefürchtet ist.
Nierenbeckenkarzinome bilden sich im Gegensatz zu Nierenzellkarzinomen nicht im Nierengewebe, sondern gehen von der Schleimhaut des ableitenden Harntrakts aus, dem Nierenbeckenkelchsystem. Sie repräsentieren ca. 10-20% aller bösartigen Nierentumoren. Die Diagnose wird am häufigsten aufgrund einer schmerzlosen Blutbeimengung im Urin (Hämaturie) gestellt. Ein erhöhtes Risiko für ein Nierenbeckenkarzinom, das auch doppelseitig und im Harnleiter auftreten kann, tragen Raucher und Menschen, die übermässig Schmerzmittel einnehmen. Die Behandlung des Nierenbeckenkarzinoms ist meist die vollständige Entfernung der Niere und des Harnleiters der betroffenen Seite (sog. Nephroureterektomie), wobei die Harnleitermündung in die Blase als Blasenwandmanschette mitentfernt wird. Diese Operation kann heute über Schlüssellochtechnik und unter Einsatz des DaVinci-Systems schonender vorgenommen werden.